Brücken bauen zwischen Forschung und Praxis
Ein Fachtag des Forschungsnetzes Frühe Bildung lieferte auch Impulse für Den Kleinen Stern
Die unterschiedlichen Themen, die der Fachtag an der Hochschule Stendal aufzuweisen hatte, waren auch für Den Kleinen Stern von Interesse. Christian Liebisch reiste deshalb nach Stendal und besuchte dort Vorträge unter anderem über „Computer im Vorschulbereich“, „Ko-Konstruktion in der Kitapraxis“ und „Sonnenschein oder Störenfried? – Ein systemischer Blick auf verhaltensauffällige Kinder“. Gerade diese drei Forschungsbeiträge waren geeignet, einmal einen ganz konkreten Praxisabgleich mit dem Kleinen Stern vorzunehmen, schreibt Christian Liebisch.
„Computer im Vorschulbereich“- Vortrag von Dr. Henry Herper
Es sieht ganz danach aus, dass die pädagogische Praxis der gesellschaftlichen Realität hinterher hinkt. In den Schul- und Bildungseinrichtungen sind die Ideen der Politik, mit denen das Personal im IT-Bereich geschult werden könnte, noch lange nicht umgesetzt worden. Immer noch herrscht allenthalben eine große Skepsis. Hier, so sieht es aus, ist gerade Der Kleine Stern mit seiner praktischen Arbeit in Kitas weit vorn, nicht nur im Einsatz moderner, innovativer Hardware, sondern auch in der Schulung der Kompetenzen im Umgang mit den neuen Medien.
Eine Suchmaschine zum Beispiel antwortet nicht auf die Frage „Was ist das?“ Wer nach Antworten und Inhalten im Web sucht, muss schon ein Bewusstsein dafür mitbringen, was er sucht und vor allem was er schon weiß. Dieses Wissen muss in eine Frage eingebunden werden. So trainiert das Lern-Erlebnis-Programm in seinem „Planetenritual zur Wortforschung“ gezielt diese Form des Fragens. Die Ergebnisse sind immer wieder erstaunlich: trotz komplexer Satzstrukturen ritualisieren Kinder das Einbinden ihres vorhandenen Wissens in ihre Fragehaltung.
Der Umgang mit den neuen Medien erfordert auch immer wieder neue Entscheidungen. Welches von den vielen digitalen Fotos gefällt mir am besten? Mit welchem Song aus einer riesigen Auswahl möchte ich mich identifizieren? Mit vielen Methoden, wie z.B. dem „Sternenkarten malen“ oder dem „digitalen Fotosuchspiel“ schult das Lern-Erlebnis-Programm die ästhetische Entscheidungsfindung und fördert damit ganz nebenbei den aktiven, gestalterischen Umgang mit Computern.
„Ko-Konstruktion in der Kitapraxis“ Workshop mit Prof. Dr. Annette Schmitt
Nein es gibt keinen Nürnberger Trichter! Wir müssen schon alles selber lernen und vor allem lernen wollen. Das „Ko“ in dieser Konstruktion kommt immer von einem Partner. Neues Verständnis entsteht am besten im Teamwork. Wenn es um die Haltung des Erwachsenen im Lern-Erlebnis-Programm Der Kleine Stern geht, beschreibt „Ko-Konstruktion“ dies am besten. Neue Erkenntnisse werden gemeinsam erspielt: Der Erwachsene agiert nicht mehr von oben herab – „Ich erklär Dir die Welt“ -, sondern wird Partner in Spielsituationen. Am besten wird dies in der Handhabung der Handpuppe deutlich. Gemeinsam mit der Handpuppe kann die „Sternstunde“ moderiert werden. Sie übernimmt dabei die kindliche Haltung, während der Erwachsene in seiner Rolle als Erziehender bleiben kann. Der Kleine Stern ist kindlich neugierig, ungeduldig oder unwissend und tritt mit den Kindern in den Dialog. So werden gemeinsam Gedankenfäden gesponnen und die Frage „Was sind Gedanken?“ wird zum spannenden Experiment. Geschichten vom Kleinen Stern können mit den Bildern und den vielen Fragen entdeckt und erzählt werden.
Die Erlebnisse in der „Sternstunde“ sind für die Kinder so anregend, dass sie aus den Inhalten ihre eigenen Projekte machen. Die Ideen der Kinder aufzugreifen und weiter zu verfolgen macht auch den Erwachsenen Spaß. Alle an diesem Spiel Beteiligten finden sich in einem gemeinsamen, lebensfrohen und begeisternden Forschungsprozess wieder.
„Sonnenschein oder Störenfried? – ein systemischer Blick auf verhaltensauffällige Kinder“
Der Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern gerät manchmal zu einem konfrontativen Tauziehen. Hier hilft manchmal ein Blickwechsel, der die verhärtete Situation wieder durchlässiger macht. Kann ich dem Verhalten auch tolle Seiten abgewinnen? Statt auf die Probleme zu starren, nehmen wir wieder die Lösungen in den Blick.
Rollenspiel mit den Figuren
Was bietet die Praxis des Lern-Erlebnis-Programms für diesen Paradigmenwechsel an? Beim Kleinen Stern wird eine Einladungskultur gepflegt. Mit seinen theaterpädagogischen Methoden können schnell neue Attraktionen in den Raum gestellt werden, und aus einer konfrontativen Situation wird plötzlich ein Erlebnis, das begeistert. Hier ein Methodenbeispiel: In der „Wortforschungsphase“ steht ein neuer Begriff im Raum, doch manche Kinder sind nicht mehr aufmerksam dabei und werden lauter. Die Aufforderung an sie, ruhig zu sein, führt zu keinem Erfolg. Die Lösung: Informationen rarmachen, denn alles, was rar ist, sieht danach aus, interessant zu sein. Dialog: „Ich sage Euch jetzt nicht wie die langen dünnen Dinger auf der Gitarre heißen, ich sag das jetzt nur noch der Wand.“ In gemäßigter Lautstärke bekommt die Wand die Information „Gitarrensaite“. Die Kinder werden sofort leiser und versuchen, den Begriff „Gitarrensaite“ zu er-horchen. Nach einer Weile gelingt Ihnen das natürlich, und alle schreien den Begriff heraus.
Die zahlreichen und unterschiedlichen Charaktere der Figuren im Lern-Erlebnis-Programm bieten zudem viele Möglichkeiten, die Kinder zu unterstützen und ihre noch unbekannten Stärken zu entdecken. Der Grüne Planet hilft, sich auf Forschungsvorhaben zu konzentrieren, die Sonne unterstützt dabei, auch mal im Mittelpunkt stehen zu können.
An diesen Beispielen hat der Fachtag an der Hochschule Stendal einerseits gezeigt, dass Der Kleine Stern durchaus als eine Brücke zwischen Forschung und Praxis betrachtet werden kann. Der Fachtag hat andererseits auch dem Kleinen Stern wichtige Anregungen gegeben, das Programm und seine Methoden zu verfeinern und auf diese Weise weiterzuentwickeln.